AssCompact: Wie lässt sich Kunst professionell versichern? Wer ist die Zielgruppe? Welche Tipps gibt´s für Maklerkollegen? Diese Fragen beantwortet die studierte Kunsthistorikerin Dr. Petra Eibel, seit 01.09.2020 Geschäftsführerin der VerCon Wirtschaftsberatung GmbH in Wien, in unserer Serie über erfolgreiche Nischenplayer.

Wie ist die Spezialisierung auf Ihre Zielgruppe Kunstversicherung entstanden?

Die Spezialisierung ist per Zufall entstanden. Als junge Kunsthistorikerin wurde mir nach Abschluss meines Studiums die Möglichkeit geboten, als Kunstsachverständige in der Versicherungsbranche zu arbeiten. Meine ersten Aufgaben in der Versicherungswirtschaft hatten mit Bewertung, Dokumentation und Inventarisierung von Kunstsammlungen zu tun, da die Summenerhebung wesentlicher Bestandteil eines zukünftigen Versicherungsvertrages darstellte. Durch diese Tätigkeit hatte ich erste Berührungspunkte mit der Versicherung und bin somit immer tiefer mit dieser Materie vertraut geworden.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf diesen Geschäftszweig?

Die Corona-Pandemie hat schwerwiegende Auswirkungen gerade im Bereich der Versicherung von Leihgaben und Ausstellungen in den Museen. Die Schließung der Häuser hat zur Folge, dass viele Ausstellungen, darunter auch die sogenannten „Blockbuster-Ausstellungen“ gecancelt oder zeitlich verschoben wurden. Dadurch ist auch die Versicherungsdeckung obsolet.

Was braucht´s für einen professionellen Versicherungsschutz für Kunst? Welche Risiken müssen abgedeckt werden?

Für Kunst wird in der Regel eine „all-Risk“ oder „all-Gefahren“ Lösung angeboten, damit sind alle Gefahren gedeckt, die plötzlich, unvorhergesehen und von außen auf ein Kunstwerk einwirken und es beschädigen oder zerstören können. Eine Versicherung auf Basis einzelner Gefahren – wie noch immer in der Sachversicherung üblich – wird in der Regel nur in Ausnahmefällen angewendet.

Wer sind die Kunden bzw. wer ist die Zielgruppe?

In der Kunstversicherung werden v.a. jene Zielgruppen angesprochen, die mit Kunst tagtäglich zu tun haben: Museen, Kunstinstitutionen, Galerien, Kunsthandel und Auktionshäuser, Private Kunstsammler sowie Restauratoren und Kunsttransport¬unternehmen.

Wie gestaltet sich in dieser Nische die Kooperation mit den Versicherern? Arbeiten Sie mit Rahmenverträgen?

Einige wenige Versicherer haben in dieser Nische Spezialisten beschäftigt, die eigenes Know-how sowohl im Kunstbereich als auch in der Versicherung mitbringen. Darüber hinaus muss der Versicherer auch entsprechende Kapazitäten bzw. Rückversicherungslösungen zur Verfügung stellen können, um die hochpreisigen Spitzenwerke bei einzelnen Ausstellungsprojekten überhaupt versichern zu können. Generell ist zu sagen, dass in der Kunstversicherung meist mit individuellen und maßgeschneiderten Polizzen gearbeitet wird und auch wir konzipieren individuell gestaltete Rahmenverträge, um die Bedürfnisse unserer Kunden zufriedenstellen zu können.

Wie hat sich die Zielgruppenspezialisierung generell auf Ihr Maklerbüro ausgewirkt?

Die Spezialisierung hat zur Folge, dass wir eine neue Zielgruppe generieren. Auch wenn unsere Kunden in der Kunstwelt beheimatet sind, so benötigen Sie auch außerhalb ihres Tätigkeitsbereichs unterschiedliche Versicherungslösungen, die wir natürlich ebenso anbieten können.

Haben Sie Tipps an die Kolleginnen und Kollegen, worauf bei einer Spezialisierung zu achten ist?

Sich in der Versicherungswelt zu spezialisieren, bedeutet auch, sich auf unterschiedliche branchenfremde Bereiche „einzulassen“, von diesen Branchen zu lernen und deren Aufgaben und Herausforderungen zu verstehen. Daraus die risikotechnisch relevanten Fragen zu erkennen und in die Versicherung zu transferieren, ist Aufgabe des Spezialisten. Wichtig dabei ist, neugierig zu sein, über den Tellerrand zu schauen und immer wieder Neues erlernen zu wollen.